Predigt

 


Die Predigt zum Lesen

Liebe Schwestern und Brüder,
Wie läuft es denn derzeit bei den Menschen in Italien oder in Spanien? Zu Anfang der Corona-Krise waren diese Länder ja einmal stark im Mittelpunkt des Interesses. Aber danach, als es bei uns im Land auch immer mehr Corona-Fälle gab, verschwanden diese Länder aus den Nachrichten. Noch vor einigen Wochen war es tatsächlich schwierig, auf deutschen Seiten im Internet konkrete Informationen darüber zu bekommen. Und inzwischen weiß man immerhin so viel, dass man dort Urlaub machen kann. Aber: Wie geht es den Menschen konkret mit Corona – außerhalb der Urlaubsregionen? Darüber gibt es kaum Informationen: zu sehr geht unser Blick auf uns selbst, oder auf die wirtschaftlichen Hilfsprogramme und die weiteren Lockerungsmaßnahmen. Und eben: Wo wir Urlaub machen können oder auch nicht.

Zwischendurch aber gibt es Nachrichten, die wieder aufhorchen lassen und den Blick woanders hin lenken: Etwa auf das Problem von Rassismus, auf Ungleichheit zwischen Menschen, auf Nationalismus, und und und. Oder auf Klimaschutz: Der ist in den vergangenen Monaten ja auch ziemlich stark von der Bildfläche verschwunden, als bräuchte es diesen nicht immer noch ganz dringend, wenn wir nicht auf weitere Katastrophen zusteuern wollen.

Immer wieder stehen Menschen auf und erheben ihre Stimme – damit wir nicht versinken im Alltag unserer Probleme, die, wenn wir ehrlich sind, doch oft unbedeutend klein sind: Die Frage, ob Urlaub in der Türkei möglich ist, wird unwichtig, wenn es plötzlich um die Frage nach lebensbedrohender Krankheit geht – egal ob bei mir selbst oder bei anderen. Oder dort, wo Menschen um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen …

Immer wieder stehen Menschen auf und erheben ihre Stimme, um unseren Blick darauf zu lenken, was für das Leben wichtig ist. Und dazu gehört – ganz entscheidend – auch unser Blick auf Gott. Nicht nur auf das irdische Wohlergehen zu schauen und von ihm alles Heil zu erwarten, sondern auf das Heil zuzugehen, das uns im Himmelreich verheißen ist. Dass wir über unseren menschlichen Tellerrand hinausschauen, darauf, dass es Größeres gibt. Und zwar nicht irgendetwas.

Das ist ja die Frohe Botschaft, mit der die Apostel in die Welt hinausgehen sollen: Da ist ein Gott, ein jemand, einer, der auf die Menschen schaut. Einer, dem auch unser Heil hier schon wichtig ist: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, mach Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“, so der Auftrag Jesu. Aber zuerst auch der Ruf: „Das Himmelreich ist nahe!“ Gott ist euch nahe – und lässt euch nicht allein auf eurem Weg.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Aufgabe, mit der Jesus seine Apostel aussandte, bleibt zeitlos aktuell – und ist es gerade auch in unseren Tagen. Diese Frohe Botschaft zu den Menschen zu bringen, ihnen das Evangelium zu verkünden, ihnen die heilmachende Liebe Gottes zu vermitteln: Diese Botschaft muss auch heute wieder hörbar gemacht werden. Denn sie lässt uns aufschauen, sie lässt uns hoffen, sie lässt uns das Heil erwarten von dem, der es wirklich schenken kann, von dem, der wirklich das „Himmelreich“ schafft. Das sind nicht wir.

Das ist Gott.