Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

nichts ist mehr so, wie es mal war … Innerhalb kürzester Zeit ist alles anders geworden … Wie wird es weitergehen? Was kommt als nächstes? Wann können wir uns endlich wieder mal richtig befreit freuen?

Die Situation der Jünger, damals nach dem Tod Jesu, und unsere Situation heute ähneln sich wohl irgendwie. Wir fühlen uns hilflos und vielleicht auch hoffnungslos: Wir wissen nicht, was noch alles auf uns zukommen wird, was die nächsten Tage, Wochen, Monate uns bringen werden. Und so viele Fragen bleiben offen. Und das sind nicht nur die Fragen nach dem Woher des Virus oder den Möglichkeiten, ihm Herr zu werden.

Eine der offenen Fragen ist: Wo bleibt Gott?

Da gibt es jene, die ganz schnell mit der Antwort kamen: Dieser Virus sei eine Strafe Gottes. Das ist eine Antwort, die sich nicht auf Jesu Botschaft berufen kann; und die auch die Botschaft des Alten Testaments nicht wirklich erkannt hat: Unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott, aber kein strafender; unserem Gott geht Barmherzigkeit über alles – und um den Sünder auf den rechten Weg zu führen gibt er sogar seinen Sohn: So geht der christliche Glaube.

Aber die Frage geht auch andersherum: Warum handelt Gott nicht, warum hilft er nicht? Will er etwa nur ausreichend gebeten werden? Macht es ihm denn gar nichts aus, wenn Menschen leiden und sogar sterben? Doch auch diese Antwort widerstrebt unserem christlichen Gottesbild: Ist er doch ein Gott, der mit den Menschen mitleidet, ein Gott, der schon mitten drin ist: In den Tagen der Fastenzeit ist uns dieses Bild des mitleidenden Christus ja nahe gewesen und deutlich geworden. Und ist es nicht auch schon die Botschaft des Alten Testaments: Ich höre ihr Klagen und Schreien in Ägypten. Deshalb bin ich schon dabei, sie zu retten. Nur wo ist er? Hört er dieses Mal nicht?

Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin überzeugt, dass Gott sehr wohl hört. Dass er da ist. Dass er handelt – für das Heil der Menschen. Denn das ist unser christliches Gottesbild. Er ist da – aber wie er handelt und ob wir ihn wahrnehmen, das ist die andere Frage.

Die Jünger haben sich aufgemacht, sind wieder zurück in ihrem Leben, gehen wieder Fischen auf dem See Genezareth. Sie sind beschäftigt, draußen auf dem See. Auch wenn es nichts bringt. Und Jesus ist da: Er steht am Ufer – zuerst unentdeckt, dann weiter unerkannt. Und er ist es, der sie anspricht. Der ihnen Hilfe und Rat gibt: Er sagt ihnen, wie sie Fischen sollen – dabei sind sie doch die Profis und sollten selbst wissen, wie’s geht. Aber Jesu Rat ist doch besser als ihre gesamte Erfahrung, ihre gesamte Weisheit – Jesu Rat hilft tatsächlich – und sogar im Übermaß.

Und wann merken sie’s? Immerhin einer ist dabei, der darauf kommt: „Es ist der Herr“. Das muss er dem Petrus zuflüstern, nachdem das Wunder des reichen Fischfangs schon passiert ist!

Jesus ist da! Er hilft. Er lässt seine Jünger nicht im Stich! Auch, wenn sie ihn nicht erkennen. Auch wenn sie ihn trotz des Wunders nicht erkennen!

Jesus sorgt für seine Jünger: Das Kohlefeuer brennt, Fisch und Brot hat der Herr seinen Jüngern bereitet, damit sie sich nach der langen, anstrengenden Nacht wieder stärken konnten. Ein bisschen dürfen auch sie noch dazu beitragen, einen Fisch aus ihrem Fang dazu bringen.

Liebe Schwestern und Brüder,

Gott ist da – auch für uns heute. Auch wenn wir ihn nicht sehen können – noch nicht. Er wird für uns sorgen – und auch wir werden unseren Teil dazu beitragen können.

Bleiben wir wachsam und aufmerksam – und halten wir unsere Augen offen: Damit wir ihn sehen, wenn er am Ufer steht!